Smart Meter in Deutschland – warum der Rollout stockt und wie es besser geht
Deutschland braucht Smart Meter – für die Energiewende, für faire Preise, für ein stabiles Netz. Doch der gesetzlich vorgeschriebene Rollout kommt kaum voran.
Auf dieser Seite zeigen wir, woran es liegt – und wie ein einfacher, europäischer Ansatz endlich Bewegung bringen kann.
Das deutsche Smart Meter Dilemma


Was ist ein Smart Meter und was steckt hinter den Begriffen?
In Deutschland ist ein Smart Meter nicht einfach ein digitaler Stromzähler, sondern ein mehrteiliges System, das offiziell als „intelligentes Messsystem“ (iMSys) bezeichnet wird. Es besteht aus zwei Hauptkomponenten: einer modernen Messeinrichtung (mME), die den Stromverbrauch digital erfasst, und einem Smart Meter Gateway (SMGW), das die Daten sicher an externe Marktteilnehmer übermittelt.
Erst durch die Kombination dieser beiden Komponenten wird aus dem Zähler ein vollwertiges iMSys. Zusätzlich kann das System um eine Steuerbox erweitert werden, die von Netzbetreibern zur Fernregelung bestimmter Geräte genutzt wird. Die hohen Anforderungen an Technik und Sicherheit machen den deutschen Smart Meter deutlich komplexer als in anderen Ländern.
mME (moderne Messeinrichtung): Ein digitaler Zähler mit lokaler Anzeige, der selbst keine Daten übertragen kann.
SMGW (Smart Meter Gateway): Kommunikationsmodul mit hoher IT- Sicherheit, das Messdaten übermittelt und externe Steuerbefehle empfangen kann.
iMSys (intelligentes Messsystem): Das Gesamtsystem aus mME und SMGW – also das deutsche Smart Meter.
Steuerbox: Eine zusätzliche Box, über die Solaranlagen, Wärmepumpen, Wallboxen und Heimspeicher abgeregelt werden können.

Warum Smart Meter?
Smart Meter sind ein zentrales Element für das Gelingen der Energiewende. Sie schaffen Transparenz über den Stromverbrauch, ermöglichen zeitvariable Tarife und helfen, Stromnetze effizienter zu betreiben. Damit können sie Strom günstiger, sauberer und stabiler machen – für Haushalte wie für das Gesamtsystem.
In vielen europäischen Ländern ist die Ausstattung aller Haushalte mit Smart Metern längst abgeschlossen.
Smart Meter liefern 15-minütige Verbrauchsdaten und sind damit die Grundvoraussetzung, um Strom flexibel verbrauchen und abrechnen zu können.
Flexible Stromnutzung hilft, Verbrauchsspitzen zu vermeiden und erneuerbare Energie besser ins Netz zu integrieren
Für die Einführung von zeitvariablen Stromtarifen und automatischer Verbrauchssteuerung (z.B. Smart Charging) sind sie unerlässlich.


Der deutsche Sonderweg
Deutschland verfolgt beim Smart Meter eine technisch besonders anspruchsvolle Lösung. Das intelligente Messsystem (iMSys) soll nicht nur den Verbrauch messen, sondern auch steuerbare Anlagen wie Wärmepumpen oder Wallboxen ferngesteuert durch den Netzbetreiber abregeln können.
Das erfordert neben dem SMGW auch zusätzliche Technik wie eine Steuerbox und einen sogenannten CLS- Kommunikationskanal. Die Komponenten müssen hohen Sicherheitsstandards entsprechen und vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zertifiziert werden.
Gleichzeitig ist der Einbau gesetzlich nur für bestimmte Haushalte vorgeschrieben.
Nur Haushalte mit hohem Verbrauch oder steuerbaren Anlagen (z. B. Solaranlage >7 kW, Wärmepumpe, Wallbox) müssen ein iMSys erhalten – das betrifft rund ein Drittel aller Haushalte.
Die hohen technischen Anforderungen führen zu komplexen Installationen, langen Zertifizierungsprozessen und hohen Kosten.
Andere EU-Länder verzichten auf diese Steuerfunktion und setzen auf einfachere, flächendeckende Lösungen.

Wo steht Deutschland?
Trotz gesetzlicher Vorgaben ist der Rollout intelligenter Messsysteme in Deutschland kaum vorangekommen. Anfang 2025 sind lediglich rund eine Million Geräte verbaut – das entspricht etwa 2 % der Haushalte.
Viele grundzuständige Messstellenbetreiber (gMSB), meist lokale Stadtwerke, haben noch keinen einzigen Smart Meter installiert. Damit liegt Deutschland im europäischen Vergleich weit zurück. Auch bei den Kosten liegt der deutsche Smart Meter deutlich über dem Durchschnitt.
Über 500 der 879 gMSB haben Stand 2025 noch keinen Rollout begonnen – trotz gesetzlicher Pflicht.
Die jährlichen Gesamtkosten für ein iMSys betragen 120 - 130 €, bei Haushalten mit steuerbaren Anlagen kommen jährlich weitere 100 Euro dazu. Ein Teil dieser Kosten wird über die Stromnetzentgelte von allen Stromkund*innen bezahlt.
In Ländern wie Frankreich (22 €/Jahr) oder Großbritannien (77 €/ Jahr) sind Smart Meter flächendeckend eingeführt – zu einem Bruchteil der deutschen Kosten.


Warum hakt es?
Die Ursachen für den schleppenden Rollout sind vielfältig: Viele Stadtwerke sind organisatorisch und technisch überfordert und haben kein Interesse an Innovationen und neuen Geschäftsmodellen.
Der bürokratische Aufwand für den Einbau und die technischen Anforderungen an die Geräte sind enorm. Der Aufwand zum Aufbau der notwendigen IT-Prozesse ist komplex und muss von jedem Messstellenbetreiber selbst gestemmt werden.
Außerdem verhindern die hohen Kosten, dass intelligente Messsysteme freiwillig, also ohne gesetzliche Pflicht, verbaut werden.
Der Einbau ist teuer und aufwendig, da die Zielgruppe klein und geografisch verstreut ist – oft sind doppelte Anfahrten notwendig.
Viele Stadtwerke kooperieren nicht ausreichend mit wettbewerblichen Messstellenbetreibern, obwohl sie gesetzlich dazu verpflichtet wären.
Die fehlende zentrale Datenverwaltung erhöht den Verwaltungsaufwand erheblich – anders als in Großbritannien, wo die DCC als zentrale Schnittstelle agiert.

Unser Vorschlag: Smart Meter light
Unser Konzept eines "Smart Meter light" orientiert sich am Funktionsumfang anderer europäischer Smart Meter und könnte den Einbau von Smart Metern deutlich beschleunigen. Im Gegensatz zum deutschen iMSys konzentriert er sich auf die Kernfunktion: das Messen und Übermitteln von Verbrauchsdaten in kurzen Zeitintervallen. Steuerbox und die dafür notwendigen IT-Prozesse entfallen.
Stattdessen könnten kostengünstige Geräte aus dem europäischen Ausland eingesetzt werden, die mit geringem Aufwand auch in Deutschland funktionieren. Die regulatorischen Anforderungen müssten dafür angepasst werden.
Der Smart Meter light wäre kostengünstiger, einfacher zu verbauen und schneller skalierbar – ohne BSI-Zertifizierung, aber mit klar definierten Mindeststandards der Bundesnetzagentur.
Die Datenübermittlung könnte über gängige Kommunikationswege wie LTE, WLAN oder Ethernet erfolgen – ohne spezielle VPN-Infrastruktur.
Auch bestehende moderne Messeinrichtungen könnten mit Nachrüstmodulen („Gateway light“) ausgestattet oder durch kompatible EU-Geräte ersetzt werden.
Da ein Smart Meter light nur den Bruchteil eines iMSys kostet, kann er flächendeckend und auf freiwilliger Basis verbaut werden. Dadurch sinken wiederum die Installationskosten pro Gerät.

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