Inhaltsverzeichnis
Bestimmte Geräte in deinem Zuhause brauchen rund um die Uhr Strom – etwa der Kühlschrank, die Heizung oder der Router. Diese ständig laufenden Verbraucher müssen kontinuierlich mit Energie versorgt werden. Dadurch gibt es eine grundlegende Nachfrage nach Strom, die unabhängig von Tageszeit oder Nutzungsverhalten besteht. Diese sogenannte Grundlast ist die Mindestmenge an Strom, die dauerhaft benötigt wird, um einen stabilen Netzbetrieb zu gewährleisten. Stromversorger decken diesen Bedarf mit Energie aus verschiedenen Kraftwerken. Die dafür anfallenden Kosten sind bereits in deinem Strompreis enthalten. Wir von Octopus Energy erklären dir die Basics der Grundlast in Deutschland – und zeigen dir, wie du die Grundlast für Strom für Einfamilienhaus oder die Wohnung ganz einfach selbst berechnen und ressourcenschonend optimieren kannst.
Das Wichtigste in Kürze
Die Grundlast ist die Mindestmenge an Strom, die rund um die Uhr notwendig ist, um das Netz stabil zu halten.
Traditionell decken Kohle- und Atomkraftwerke die Grundlast in Deutschland, da sie konstant Strom liefern können.
Mit dem weiteren Ausbau von Wasserkraft, Biomasse und Energiespeichern wäre es möglich, einen Anteil der Grundlast aus erneuerbaren Quellen zu beziehen.
Die Kosten der Grundlast sind im Strompreis enthalten: Dein Stromtarif deckt die Bereitstellung der Grundlast ab, ohne dass sie als eigener Posten auf der Rechnung erscheint.
Du kannst deine persönliche Grundlast selbst berechnen – beispielsweise indem du den Ruhestrom misst, also den Stromverbrauch deiner Geräte im Dauerbetrieb bzw. Standby-Modus.
Grundlast per Definition: Die wichtigsten Begriffe einfach erklärt
Fällt das Wort Stromversorgung, spricht man oft auch von Grundlast, Mittellast und Spitzenlast. Diese Begriffe beschreiben, wie stark die Energieproduktion je nach Strombedarf und Verbrauchsschwankungen angepasst werden muss
Was ist die Grundlast?
Die Grundlast ist der Minimalbedarf an Strom innerhalb eines Netzes: Diese niedrigste Tagesbelastung für das Energienetz ist immer vorhanden, selbst wenn gerade niemand das Licht oder den Fernseher einschaltet. Ohne eine verlässliche Deckung der Grundlast wäre es nicht möglich, dass Geräte im Haushalt auf Knopfdruck funktionieren. Auch wichtige öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser, die rund um die Uhr auf Strom für lebensrettende Maschinen wie Beatmungsgeräte angewiesen sind, würden ohne eine gesicherte Grundlast nicht zuverlässig funktionieren.
Was ist die Spitzenlast?
Die Spitzenlast ist der höchste Strombedarf, den das Stromnetz in einem bestimmten Moment decken muss. Sie tritt nur kurzzeitig und zu bestimmten Tageszeiten auf. Das passiert meist dann, wenn viele Menschen gleichzeitig große Mengen an Strom verbrauchen. Ein typisches Beispiel ist der Abend, wenn Haushalte Fernseher, Herd und Licht gleichzeitig nutzen und zusätzlich Elektroautos an der Wallbox geladen werden
Was ist die Mittellast?
Die Mittellast bezeichnet den zusätzlichen Strombedarf, der über die Grundlast hinausgeht – aber nicht so hoch ist wie die Spitzenlast. Während die Grundlast immer gleich bleibt und rund um die Uhr bereitgestellt werden muss, variiert die Mittellast je nach Tageszeit.
Ein Beispiel: Wenn die meisten Menschen um 18 Uhr zu Hause sind, wird mehr Strom verbraucht – etwa für die Nutzung von Gebrauchsgegenständen wie Fernsehern, Computern oder Küchengeräten. Der Stromverbrauch nachts ist dagegen niedriger. Die Mittellast bezeichnet den mittleren Strombedarf, der im Tagesverlauf ansteigt und sinkt – jedoch weniger stark schwankt wie die Spitzenlast.
Verbrauch pro Jahr: Wie hoch ist die durchschnittliche Grundlast für Strom in Deutschland?
Die Grundlast für ganz Deutschland beträgt jährlich 45 Gigawatt. Das bedeutet, dass das Stromnetz ständig eine Leistung von 45 Milliarden Watt bereitstellen muss, um den minimalen Bedarf zu decken.
Um diese Zahl greifbarer zu machen ein Beispiel: Ein Haushalt in Deutschland hat eine Dauerleistung von etwa 0,5 Kilowatt (500 Watt) pro Stunde. 45 Gigawatt entsprechen dem Strombedarf von etwa 90 Millionen Haushalten – das sind mehr, als es in ganz Deutschland gibt.
Grundlastfähige Kraftwerke: Wie sie den minimalen Strombedarf sichern
Stromversorger beziehen den Strom, der zur Deckung der Grundlast benötigt wird, von verschiedenen Kraftwerken:
Kernkraftwerke sind ein wichtiger Teil der Grundlastversorgung. Sie haben noch immer einen hohen Anteil an der Stromerzeugung, reagieren jedoch eher träge auf Lastveränderungen. Deshalb sind sie besonders für die konstante Energieversorgung geeignet.
Braunkohle-Kraftwerke sind ebenfalls wichtige Grundlastkraftwerke. Obwohl sie etwas flexibler sind als Kernkraftwerke, kommen sie vor allem aufgrund ihrer niedrigen Brennstoffkosten für die Grundlastsicherung zum Einsatz.
Laufwasserkraftwerke nutzen fließendes Wasser für die Stromerzeugung. Sie wandeln die Energie aus dem Wasser in elektrischen Strom um. Das Ziel ist, möglichst jedes Tropfen Wasser durch die Turbinen zu leiten, um eine konstante Stromversorgung sicherzustellen.
Erdwärmekraftwerke sind eine weitere wichtige Quelle für die Grundlastversorgung. Da die Erde kontinuierlich Wärme liefert, können diese Grundlastkraftwerke über lange Zeiträume hinweg zuverlässig Energie bereitstellen – ohne große Schwankungen.
Gut zu wissen: Wie reagieren Versorger kurzfristig auf abweichenden Strombedarf?
Energieversorger versuchen, den Grundlastbedarf langfristig abzuschätzen. Wenn der Bedarf niedriger ausfällt als erwartet, nutzen sie zusätzliche grundlastfähige Ressourcen wie Pumpspeicherkraftwerke oder Nachtspeicherheizungen, um überschüssige Energie sinnvoll zu verwerten. Fällt der Bedarf höher aus als erwartet, schalten sie Mittel- und Spitzenlastkraftwerke zu, um den zusätzlichen Verbrauch abzudecken. So bleibt die Stromversorgung stabil und zuverlässig.
Vor- und Nachteile von traditionellen Grundlastkraftwerken
Kohle- und Atomkraftwerke können konstant Strom liefern und arbeiten kontinuierlich, um den minimalen täglichen Energiebedarf zu sichern. Ihr Pluspunkt: Der Betrieb ist unabhängig von Wetter und Tageszeit.
Aus ökologischer Sicht passen Braunkohle und Kernkraftwerke jedoch nicht mehr in ein modernes Energiesystem. Sie haben erhebliche Umweltauswirkungen – von gesundheitlichen Risiken für Mensch und Natur bis hin zu hohen Treibhausgas-Emissionen. Zudem sind sie auf den Verbrauch bezogen unflexibel, da sie nur träge auf Schwankungen im Strombedarf reagieren können.
Grundlast: Ist Strom aus erneuerbaren Energien geeignet?
Der Anteil erneuerbarer Energien zur Deckung der Grundlast ist noch gering. Die große Herausforderung: Strom muss jederzeit verfügbar sein – auch an wind- und sonnenarmen Tagen.
Mit Erdwärme und Laufwasserkraftwerken stehen bereits zwei erneuerbare Energiequellen zur Verfügung, die konstant Strom liefern können. Auch Biomassekraftwerke und Offshore-Windparks (auf dem Meer) können zur Grundlastversorgung beitragen.
Doch um erneuerbare Energien noch stärker für die Grundlast zu nutzen, braucht es mehr:
Speichertechnologien, um überschüssigen Strom aus Wind- und Solarenergie zu sichern
intelligente Netze, die Angebot und Nachfrage flexibel steuern und Smart Meter zur genauen Erfassung des Stromverbrauchs nutzen
effiziente Backup-Lösungen wie flexible Kraftwerke, die im Bedarfsfall einspringen
Damit ließe sich eine sichere, nachhaltige Grundlastversorgung mit erneuerbaren Energien erreichen.
Höhe der Grundlast messen: Berechnung und Beispiele
Deine persönliche Grundlast für Strom zu ermitteln, ist einfacher, als du denkst: Eine Methode ist, den Zählerstand abends vor dem Zubettgehen und morgens nach dem Aufstehen abzulesen. Du misst also den Ruhestrom für dein Haus. Wichtig: Während dieser Zeit solltest du keine elektrischen Geräte wie Geschirrspüler, TV, Licht und Co. einschalten, um möglichst genaue Messergebnis zu erhalten. Handy und Laptop sind erlaubt – aber ohne Laden am Netzteil.
Die Differenz zwischen den Zählerständen am Abend und am Morgen zeigt den Stromverbrauch über Nacht. Dieser Wert dient als guter Richtwert für die Höhe deiner persönlichen Grundlast.
Beispiel 1: Grundlast für den Strom eines Hauses mit vier Personen
Zählerstand abends: 10.00 Kilowattstunden (kWh)
Zählerstand morgens: 10.002,50 kWh
Verbrauch in der Nacht: 2,5 kWh
Teilst du diesen Wert durch die Stunden zwischen den Messungen (z.B. 8 Stunden), erhältst du die Grundlast pro Stunde – in diesem Fall 0,31 kW. Die Grundlast für Strom pro Tag liegt nach diesem Beispiel bei rund 7,5 kW und entspricht der durchschnittlichen Stromgrundlast für ein Einfamilienhaus. Bei einem Strompreis von 0,32 Euro pro kWh betragen deine jährlichen Kosten, um deine persönliche Grundlast zu decken, circa 869 Euro.
Beispiel 2: Grundlast für Strom für eine Wohnung
Im Vergleich zu einem Einfamilienhaus ist die Grundlast für Strom in einer Wohnung mit einem 2-Personen-Haushalt meist niedriger. Durchschnittlich liegen die Werte für euch hier bei 6 bis 6,5 kWh täglich. Das entspricht Kosten von rund 700 bis 360 Euro pro Jahr.
Gut zu wissen: Die Kosten für die Grundlast sind in deinem Strompreis enthalten. Sie werden nicht als eigener Posten auf der Stromrechnung ausgewiesen, sondern sind im Gesamtverbrauch integriert. Je höher deine persönliche Grundlast, desto mehr zahlst du – unabhängig davon, wie oft du große Haushaltsgeräte nutzt.
Grundlast ermitteln: Weitere Möglichkeiten
Hier sind weitere Tipps, wie du die Grundlast für Strom in deinem Haushalt ermitteln kannst:
Langfristige Messung mit einem intelligenten Stromzähler (Smart Meter)
Vorteil: Kontinuierliche Erfassung des Stromverbrauchs und der Grundlast
So funktioniert’s: Der Smart Meter misst rund um die Uhr, auch wenn keine Geräte laufen, und liefert präzise Daten über das Energieportal oder eine App.
Verbrauch pro Gerät messen
Vorteil: Erkennt Stromfresser
So funktioniert’s: Mit einem Energiekostenmessgerät misst du die Leistungsaufnahme einzelner Geräte, um deren Anteil an der Grundlast zu ermitteln. Du schaltest das Messgerät zwischen Steckdose und Gerät.
Verbrauch über einen längeren Zeitraum beobachten
Vorteil: Erkennen von langfristigen Verbrauchstrends
So funktioniert’s: Regelmäßige Zählerstands-Ablesungen über mehrere Wochen oder Monate helfen dir dabei, stabile Muster und Schwankungen im Verbrauch zu beobachten und die Grundlast zu ermitteln.
Grundlast: So kannst du deinen individuellen Bedarf reduzieren
Deine persönliche Grundlast für Energie kannst du durch einfache Änderungen im Haushalt deutlich senken. Unsere Tipps helfen dir dabei, den konstanten Stromverbrauch zu minimieren:
energieeffiziente Geräte wählen: Achte beim Kauf auf die Energieeffizienzklasse. Geräte mit der Klasse A+++ verbrauchen weniger Strom. Besonders bei Kühlschränken und Gefrierschränken zahlt sich die Investition langfristig aus.
ressourcenschonende Heizsysteme wie Wärmepumpe effizient nutzen: Wärmepumpen verursachen eine konstante Grundlast. Statt die Wärmepumpe nachts komplett abzuschalten, lohnt es sich, sie bei niedrigerer Temperatur weiterlaufen zu lassen, um unnötigen Energieaufwand beim täglichen Aufheizen zu vermeiden
Standby-Verbrauch minimieren: Viele Geräte verbrauchen auch im Standby-Modus Strom. Schalte Geräte wie Fernseher, Computer und Ladegeräte aus, wenn du sie nicht benutzt. Nutze Steckdosenleisten mit Schaltern, um den Stromverbrauch effektiv zu kontrollieren.
Beleuchtung optimieren: Setze auf LED-Lampen statt herkömmlicher Glühbirnen. LED-Leuchten verbrauchen deutlich weniger Strom und haben eine längere Lebensdauer.
Eine niedrige Grundlast unterstützt die Energiewende: Die Reduzierung der Grundlast ist nicht nur für deine Stromrechnung wichtig, sondern trägt auch zur Energiewende bei. Weniger Stromverbrauch bedeutet derzeit eine geringere Nachfrage nach fossilen Brennstoffen und eine verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien. Denn die Nachfrage nach saubererem Strom steigt. Durch ein bewusstes Senken deiner Grundlast kannst du aktiv zum Umweltschutz und zur Reduzierung deines CO2-Fußabdrucks beitragen
Häufige Fragen
Ein Kühlschrank verbraucht jährlich etwa 72 bis 155 kWh im Standby-Modus. Unterschiede gibt es etwa in Größe und Ausstattung. Kühl- und Gefrierkombination sowie ältere Modelle benötigen meist mehr Strom. Neue, energieeffiziente Geräte können die Grundlast deutlich senken können.
Ein Balkonkraftwerk mit einer Leistung von 600 bis 800 Watt kann die Grundlast eines Haushalts decken, die typischerweise zwischen 438 kWh und 3.504 kWh jährlich liegt. Für höhere Bedarfsspitzen, etwa beim Aufheizen der Waschmaschine, reicht die Leistung jedoch nicht aus. Bedenke außerdem: Ein Balkonkraftwerk liefert Energie bei Sonnenschein – das ist nachts nicht der Fall.
Leider nein. Die Grundlast entsteht durch den Stromverbrauch von Geräten, die dauerhaft laufen – auch ohne aktive Nutzung. Sie lässt sich nicht vollständig vermeiden, aber durch kleine Maßnahmen wie das Abschalten von Fernsehern und Routern oder den Einsatz energieeffizienter Technik kannst du sie reduzieren und deine Stromkosten senken.