Zeit für Fairänderung

Ob aus einer automatischen Zuweisung nach Umzug oder Einzug, aus Angst vor Wechselprozessen oder aus Unwissenheit – rund 20-25 % der Haushalte in Deutschland sind in sogenannten Grundversorgertarifen.

Ursprünglich wurden diese Tarife etabliert, um die Versorgung aller Haushalte zu garantieren – heute sind sie vor allem eines: sehr teuer. So zahlen Kund*innen in der Grundversorgung bis zu 646 € mehr als Neukund*innen beim selben Anbieter.

Das ist vor allem nicht fair, weil nicht die Anbieter Grundversorger werden, die den Kund*innen das beste Angebot bieten, sondern diejenigen, die lokal bereits die meisten Kund*innen haben.

Folgende Grafik zeigt, dass das Problem für die 21 größten Städte in Deutschland überall vorhanden ist. Im Vergleich sind dabei die Grundversorgertarife mit den Standard-Tarifen der jeweiligen Grundversorger – Wettbewerber, siend hier noch gar nicht berücksichtigt.

“Tease & Squeeze” oder “Anlocken & Abzocken” ist eine weit verbreitete Praxis im Strommarkt. Anbieter locken Neukund*innen mit extrem günstigen Tarifen, die oft nur für das erste Vertragsjahr gelten.

Danach steigen die Preise häufig massiv an. Wenn Kund*innen die Preisanpassungen übersehen oder nicht rechtzeitig kündigen, zahlen sie oft weit über den Marktpreisen liegende Tarife.

Das ist nicht fair, weil viele Anbieter die enormen Preissprünge zu keinem Zeitpunkt transparent kommunizieren.

Dass Stromrechnungen kompliziert sind, machen sich Anbieter immer wieder zunutze.

Die Liste der Tricks ist lang und reicht von der Falschdarstellung von Preisen über unbegründete Preiserhöhungen bis hin zur Zurückhaltung von Boni.

Das ist nicht fair, weil es für Anbieter – selbst wenn Verbraucher*innen diese Praktiken auffallen – keine relevanten Strafen gibt.

Die einzige echte Folge dieser Praktiken: das Vertrauen von Kund*innen in Stromanbieter sinkt ständig. Das zeigt auch unsere Studie zum Thema „Transparenz, Fairness und Service von Stromanbietern“, die das GfK im Auftrag von Octopus Energy durchgeführt hat.

77 Prozent der 1.000 Befragten zwischen 18 und 74 Jahren haben demnach kein Vertrauen in ihren Energieanbieter.

Auch fühlen sich ganze 66 Prozent der befragten Personen nicht transparent über Strompreiserhöhungen und Abschlagszahlungen informiert.